Heiße Quellen, warme Typen und laue Intelligenzen… Thermenurlaub in 3 Akten

Prolog

Urlaub… herrlich… Kurztrip nach Blumau, großartig… ein Tratsch mit dem Human ressources Manager, wundervoll informativ, charmant und schön anzusehen…
Könnt‘s besser sein? Ja! Und es wird besser…

1. Akt – die Bayern san a Wahnsinn!

Abendessen. Den ganzen Tag den Hintern in den heißen Quellen faltig zu wacken ist anstrengend. Eine Gesichtsbehandlung zu bekommen – 300 unterschiedliche Cremen, Sälbchen und Öle gesichtseinmassiert – um am Ende wie ein ultrabiologischer, glänzend-speckiger Heuhaufen zur Liege zurückzuschweben, auch… Da freut man sich schon extrem aufs Abendessen. Eben dieses abgeschlossen, sitzt man geschützt auf der Terrasse, genießt bei strömenden Regen sein Weindi und ahnt nichts Böses… als! Plötzlich und vollkommen unvorbereitet eine sympathische nette Dame vor einem steht und mit übertriebener Erleichterung schnauft: „Mei, gottseidank rauchts ihr a!“ und so einen kurzen kärntnerisch-bayrischen Dialog eröffnet… Im Laufe des Gesprächs bekomme ich von der anfänglich entzückenden Dame immer größere Angst… vor Allem, als ich ihren wahnsinnigen Blick richtig wahrnehme und spüre, dass wir die nicht mehr loswerden würden… zum Glück läutet ihr Telefon und sie setzt sich ab… ich vermute, dass sie schwere Schmerzmittel nimmt und deshalb komplett durch den Wind ist, Gernot sieht mich strafend an und meint, ich solle nicht immer so schnell urteilen…

2. Akt – läuft… wie geschnitten Brot…

Der Abend ist ruhig verlaufen, na ja bis auf gewisse kettensägenartige Lautgaben des Schaatz… der nächste Morgen ist schnell da, der Hunger auch… vor dem folgenden sicherlich wieder furchtbar stressigen Thermentag wird also gefrühstückt… im Bademantel… im Freien… geil… Schaatz besorgt uns Apfelessigwellnessdrinks, ich stehe etwas genervt bei der Brotschneidetheke… genervt deshalb, da seit einer gefühlten Stunde eine Bademantelkommilitonin vor mir versucht, drei Scheiben Schwarzbrot mit einem Sägemesser zu schneiden… “versucht” ist das Stichwort… selten habe ich so viel Mitleid für Backwaren empfunden… ich überlege, ob ich sie erlösen soll, ihr anbieten soll, für sie – jesusgleich – das Brot zu brechen, als aus dem Hintergrund der Göttergatte an seine überforderte und hochrote Frau herantritt und ihr das Messer aus der Hand nimmt… „endlich“ denk ich mir, jetzt geht was weiter…. Nein…. Tut… Es… Nicht…. Göttergatte mergelt das arme Brot vor sich weiter zu Tode, die Kruste schreit, bettelt um Gnade… mir stehen Tränen in den Augen, so leide ich mit dem Backwerk… nach weiteren zwei Stunden dann endlich der Durchbruch! Göttergatte hat es geschafft drei Scheiben Brot in sein Körberl zu legen, dreht sich um, grinst mir stolz, schweißnass und abgekämpft ins Gesicht. Ich denke an zu applaudieren, ignoriere Göttergatte stattdessen, stelle mich ans Brot, entschuldige mich bei ihm im Namen der Menschheit für die Vergewaltigung, schneide zwei Scheiben runter und husche bei Göttergatte vorbei, der noch immer hochrot dasteht und fassungslos von den Semmeln zu mir starrt… jetzt applaudiere ich… mir… ich bin großartig…

Im Freien ist es schön… wir sitzen neben zwei Damen, die sich leidenschaftlich über deren offensichtlich nahenden Tod und die daraus resultierenden Beerdigungskosten unterhalten, wer wem was vererben wird, wer wie viele Besucher zu erwarten hat und warum die Vroni beim Peppi seiner Beerdigung erst zum Essen gekommen ist…

Schaatz geht sich noch einen Apfelessigwellnessdrink holen, kommt zurück und richtet mir schöne Grüße von der bayrischen Wahnsinnigen aus, die er am Buffet getroffen hat. 10 Sekunden später rast die Bayerin an uns vorbei winkt laut zu mir und fragt ob mir Schaatz wohl die lieben Grüße ausgerichtet hat. Ich bestätige ebenso überschwänglich, sehe verschwörerisch zu Gernot und sage: „Kennst du die Tilly Blauensteiner? Die war auch sehr nett…“

3. Akt – herzerwärmend…

Das Frühstück ist abgeschlossen, Zeit zu arbeiten… Wir treiben durch die Pools, es ist wieder schrecklich anstrengend und ganz, ganz grauslig. Für all jene, die mit extremer Homoerotik nichts anfangen können: Pech, tut mir leid, da müsst ihr jetzt durch: Schaatz hält mich fest. Er schiebt sich mit seinen Beinen unter die meinen, dient als meine persönliche Sitzbank. Wir waten in dieser Pose durch den Pool, ich nach hinten geneigt, die Sonne herrlich im Gesicht, vorbei am Whirlpool in dem zwei wiener Damen auf das Geblubber warten. Wir küssen uns nicht, wir begrapschen uns nicht, wir treiben einfach zusammen umher… Ich denke mir, was für ein herrlicher… „Also i find des ganz schrecklich, das geht ja nicht einmal bei Mann und Frau! Nicht einmal, als ich frisch verliebt war, hätt ich das in der Öffentlichkeit getan!“ „Na, also Brigitte, da hast ja vollkommen recht, keinen Anstand ham’s mehr die Leut“… Ich breche kurz aus meiner tiefenentspannten Lethargie, schaue zu den Sendern der der hochgeistigen Unterhaltung… Die beiden wiener Ladys sehen kurz erbost herüber, prüfen ob ich ihr ‚beiläufig‘ geführtes Gespräch wohl auch gehört habe… Ich lasse mir nichts anmerken um den Flow der beiden nicht zu unterbrechen… Schaatz und ich wechseln die Stellung. Er hängt sich hinten an mich, ich ziehe ihn durchs Wasser. Immer schön in der Nähe des Blasengenerators bleibend, darf ich Zeuge der folgenden Ergüsse werden:

„Also a Bekannte kennt jemanden, der kennt auch einen der so is. ABER der ist recht nett! Und den Weihnachtsbaum von dem musst da anschauen! Wie der alles dekoriert!!“ „Ja, a Freund von mir, der is natürlich nicht so, kennt auch so einen. Na ich sag’s dir, der soll ja auch recht nett sein, mein Freund redet mit dem hin und wieder!“

„No segns meine Damen, wie nett Soane san, obwohls so a schwere Krankheit haben! Mit denen kann man sogoar richtig redn, wenn’s einmal vor lauter Dekorieren und sich gegenseitig aufgeilen und ablecken doch noch Zeit für was anderes haben!“

Das (und vieles andere) hätte ich gern gesagt… Ich habe mich dann aber dagegen entschieden, als mir einfiel, dass mir eben diese Damen heute morgen, nach Planung ihres Ablebens ihre Kronen Zeitung zum lesen angeboten hatten…